Nicht Barilla, aber fast
Die Schülerinnen und Schüler des Schwerpunktfachs Wirtschaft & Recht gründen und führen für ein Jahr ihr eigenes Unternehmen. Und auch wenn Pastastico nicht gleich viele Angestellte hat wie Barilla und der Umsatz von ChocoChart leicht tiefer liegt als der von Lindt & Sprüngli, so simulieren sie doch eine AG mit allem, was dazu gehört. Fünf unserer sechs diesjährigen Start-ups haben Lebensmittel hergestellt und mussten somit unangekündigten Kontrollen durch Lebensmittelinspektoren standhalten. Sie müssen dieselben Schweizer Hygienevorschriften einhalten wie der Produzent deines Lieblings-Schokoriegels oder der Tomatensauce der Migros.
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Es werden mit richtigem Geld echte Produkte hergestellt und an reale Kunden verkauft.
«Es werden mit richtigem Geld echte Produkte hergestellt und an reale Kunden verkauft.»
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Man beachte: Die Start-ups sind keine Simulationen im Klassenzimmer, sondern wirkliche Unternehmen, die es mit echtem Geld und echten Kunden zu tun haben. Die Start-ups basieren auf dem Konzept «learning by doing»: Die Schülerinnen und Schüler sollen das, was sie im Klassenzimmer an Theorie lernen, in der realen Welt in die Praxis umsetzen und unmittelbar miterleben. Die Miniunternehmen sind damit vergleichbar mit einem Sprachaufenthalt der Spanischklasse oder der Nierensektion im Schwerpunktfach Biologie, und doch sind sie nicht damit gleichzusetzen. Sein eigenes Unternehmen zu starten, setzt nicht nur eine gute Portion Verantwortung voraus, sondern fordert von den jungen Unternehmerinnen und Unternehmern auch viel Zeit und Engagement.
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Ein guter Plan bringt eine Art roten Faden durchs Geschäftsjahr.
«Ein guter Plan bringt eine Art roter Faden durchs Geschäftsjahr.»
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So ein Unternehmen entsteht gewiss nicht von heute auf morgen. Durch das YES Company Programme und die Lehrpersonen des Schwerpunktfachs Wirtschaft & Recht, David Jäger und Fabienne Boschung, wurden die jungen Unternehmer und Unternehmerinnen auf Schritt und Tritt bei der Gründung und dem Aufbau ihres Start-ups begleitet. Alle Unternehmen begannen zunächst mit der Ideenfindung. Fragen wie «Was möchten wir produzieren?» oder «Was braucht die Welt?» sind Teil eines intensiven Brainstorming-Prozesses. Nicht zuletzt muss für jede Idee der bestehende Markt und damit auch die Konkurrenz analysiert werden. Auch die ein oder andere Meinungsverschiedenheit gehört hier dazu:

Wer sich gut verkaufen will, muss sich auch gut präsentieren. Das Auge isst bekanntlich mit – schon vor dem Einkauf.
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Oftmals haben beide Seiten recht und Kompromisse einzugehen, kann das Unternehmen stärken.
«Oftmals haben beide Seiten Recht und Kompromisse einzugehen kann das Unternehmen stärken.»
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Anschliessend haben sich die jungen Entrepreneure selbstständig auf die Suche nach Investoren gemacht – die Idee musste also bereits ausserhalb des eigenen Start-ups überzeugen.
Da bei den meisten Start-ups die Herstellung der Produkte zu Beginn noch nicht ausgelagert werden konnte, haben sich die Unternehmer und Unternehmerinnen tatkräftig an die Arbeit gemacht und alles selbstständig produziert, verpackt und gelabelt. Wie bereits erwähnt waren besonders die fünf Start-ups, die Lebensmittel produzierten, an dieser Stelle aufgrund der Hygienevorschriften besonders gefordert, einen bestimmten Standard einzuhalten.
Von der Ideenfindung zur Investorensuche bis zum Verkauf: Die Gründung eines Unternehmens beinhaltet viele Schritte. Und wenn das Unternehmen aus nur fünf Personen besteht, müssen alle anpacken: Die Jung-Entrepreneure der KZI waren deshalb an Wochenmärkten anzutreffen, bauten Stände für nationale Messen und verpackten ihre Produkte – und das alles in ihrer Freizeit. Das YES Company Programme unterstützte sie zudem mit einem umfangreichen Bildungsprogramm, das Workshops, Angebote und einen nationalen Wettbewerb umfasst. In diesem Wettbewerb müssen die jungen Unternehmer und Unternehmerinnen bei Pitch Competitions und Handelsmessen unternehmerisches Geschick beweisen. Zwei Unternehmen der KZI, ChocoChart und Sweet Bites, haben es hier sogar bis ins Finale geschafft und durften ihr Produkt in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofs vermarkten und auf der grossen Bühne präsentieren.
Solche Momente machen die gesamte Arbeit besonders lohnenswert. Auch sonst bietet das Projekt Raum, um Neues zu erlernen. Von Kommunikation und Organisation bis hin zu kreativem Denken und Fähigkeiten wie Videodreh – durch die Start-ups erwerben die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer überfachliche Kompetenzen, die auch weit abseits des Schulalltags wertvoll bleiben werden.
Trotz ihrer bescheidenen Grösse sind die Start-ups der KZI marktfähig. Mehrere ihrer Produkte wurden sogar in grösseren Läden wie Claro oder Volg verkauft, und ein Start-up konnte sogar seine Geschäftsidee weiterverkaufen. Und was noch nicht ist, kann ja noch werden – vielleicht gründet eines Tages einer dieser Unternehmer oder Unternehmerinnen das nächste Microsoft.












