Das Highlight des Untergymis?

Hauswirtschaftliche Augenblicke der Klasse 2c

Ein Baum nach dem anderen zieht am Fenster vorbei. Ich drücke mir die Nase an der kalten Scheibe platt und langsam lässt mein Atem diese anlaufen. Ich sitze in einem Bus, der mich und meine Klasse zum Lagerhaus chauffiert. Doch keine normale Buslinie fährt hier hinauf – der Bus ist eine Spezialfahrt und extra für diese eine Strecke gemietet. Auf einer engen Landstrasse tuckert der Bus Kurve um Kurve, Meter um Meter tief durch eine von menschenleeren Wäldern und Wiesen geprägte Landschaft.

Die Rede ist von der Anfahrt zur Husi; den Hauswirtschaftswochen, die von vielen ehemaligen Zweitklässlerinnen und Zweitklässlern als das Highlight des Untergymnasiums bezeichnet werden. Für die Husi gehen alle 2. Klassen für drei Wochen in ein ihnen jeweils zugeteiltes Lagerhaus und lernen dort, wie man einen Haushalt führt. Von Kochen über Waschen, Putzen und je nach Vertiefung Werken und Nähen ist alles dabei. Da man an den Wochenenden wieder nach Hause fahren darf, kann man die anfangs beschriebene Anfahrt gleich dreimal voll auskosten. Und natürlich wird die Husi nicht nur aufgrund des vermittelten Haushaltswissens gemocht, sondern vor allem auch, weil man die ganze Zeit mit Freundinnen und Freunden unterwegs ist und gemeinsam so viele schöne Momente erlebt.

Am Standort Flumserberg geht es aufgrund der sehr ländlichen Lage eher etwas ruhiger zu und her. Doch genau dies schärft das Auge für die Umgebung und weckt den Entdeckergeist in einem. Das abwechslungsreiche Programm sorgte dafür, dass in der Husi immer wieder denkwürdige und lustige Situationen entstanden, die uns in Erinnerung bleiben werden. Zwei davon möchten wir nicht vorenthalten:

Wo ist mein Schuh!?

Eigentlich war es ein herrlicher, trockener Vormittag, an dem wir als Klasse gemeinsam eine Wanderung um den «Chapfensee», oberhalb von Mels SG, angingen. Zuerst ging es ziemlich eintönig eine moderat ansteigende Asphaltstrasse den landwirtschaftlich geprägten Berghang hinauf bis kurz vor den (noch) menschenarmen Chapfensee, dann führte uns ein interessanter Wanderweg dem Ufer entlang durch Moore hindurch über die zwei Staumauern des Sees. Dabei beobachteten wir von der Staumauer aus die ersten Amphibien beim Laichen oder Schneebretter auf der schattigen Seite des Stausees. Als der Trampelpfad von der Richtung her wieder gen Geisswiese zeigte, verpassten wir vorderen Wanderer (aufgrund einer irreführenden Aussage eines Mitschülers) ein Wanderwegzeichen und liefen schnurgerade in ein kleines Moor hinein. Man fand ein kleines Holzbrett über ein Bächlein gelegt, doch auf der anderen Seite kam nur der geschwinde Wanderer über das Moor hinweg bis auf die offizielle Route. Und wer nicht schnell genug auf dem Wanderweg ankam, der hatte die schneeweissen Hosen schnell befleckt oder verlor seine trendigen Sneakers im Morast – so auch meine Wenigkeit. Nach einigem Stöhnen und Lachen fanden auch alle um den See herum und schliesslich auch zur Unterkunft zurück. Und vielen Dank nachträglich an die Bemühungen der Leitung, welche die Wäsche wieder blitzblank gesäubert und diesen coolen Ausflug organisiert hatte.

«Ding Ding»

Das ist das erste Geräusch, welches wir in der Husi hören. Das Glöckchen, das uns signalisiert, dass wir still sein müssen. In der ersten Woche der Husi 2025 respektieren wir dieses Glöckchen und sind alle brav still. Die Woche ist geprägt von langen Theorieblöcken und haufenweise Stoff. Wie viel davon im Kopf bleibt, ist wohl von Schülerin zu Schüler unterschiedlich, das wirklich Wichtige bleibt aber im Kopf kleben wie Kaugummi, den man im Lagerhaus Geisswiese nicht kauen darf: 7:30 Uhr, Frühstück.

«Ding Ding, Ding Ding! Habt ihr übers Wochenende verlernt, was das Glöckchen heisst?» So startet die zweite Woche der Husi. Auch wenn diese Woche rein von den Tätigkeiten gesehen anstrengender ist, fühlt sie sich besser an. Der Klassenzusammenhalt wächst stetig und eine angenehm beständige Routine ist eingekehrt. In dieser Woche besuchen wir eine Käserei, in der wir lernen, wie Käse hergestellt wird. Wir dürfen in den Käsekeller und vor uns stapeln sich Laib über Laib Käse auf langen Regalen. Ein eindrucksvoller Anblick, doch am meisten in Erinnerung bleiben wird der nicht über alle Zweifel erhabene Geruch...

Die dritte und letzte Woche ist etwas kürzer, die Vertiefungsmodule werden beendet und zum Schluss gibt es eine kleine Ausstellung, in der alle ihre Endprodukte von den Fächern TECH und TEX präsentieren. Am letzten Morgen werden wir vom Lied «Guten Morgen Sonnenschein», das aus den Lautsprechern in den Zimmern dröhnt, beinahe aus dem Bett gefegt. Der letzte auditive Eindruck, den wir aus der Husi mitnehmen, ist dann zum Schluss aber zum Glück kein nerviges «Ding Ding» mehr, sondern die freundliche Verabschiedung der Lagerleiterinnen, die uns schöne Frühlingsferien wünschen.

«Jetzt kannst du einen Haushalt schmeissen!» – das ist wohl die Erwartungshaltung der meisten Eltern bei der Heimkehr ihrer Kinder aus der Husi. Auch wenn wir viel Neues gelernt haben und bestimmt einige Tipps und Tricks hängenbleiben werden, so sind es vermutlich doch eher die lustigen, chaotischen, zuckerverklebten und schlammverschmierten Momente, die einem in Erinnerung bleiben werden. Und das Wichtigste zuletzt: Auch wenn die Husi nicht einfach drei Wochen Klassenlager ist, kann man es doch eindeutig als ein (vielleicht sogar das) Highlight des Untergymis bezeichnen – denn es hat uns mindestens genauso viele erinnerungswürdige Augenblicke geschenkt wie ein Klassenlager.

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