Ein Einblick in die Schulentwicklung: Die Maturitätsarbeit

Die Mathematik- und Physiklehrerin Sophie Schönenberger leitet die 7-köpfige Maturitätsarbeitskommission. Die erste grosse Aufgabe der Kommission war die Planung des ersten Durchgangs sowie die Ausarbeitung eines Leitfadens für die künftigen Schülerinnen und Schüler. Im folgenden Interview gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit und in die Überlegungen, die dort einfliessen.

In welcher Kommission sind Sie und was ist das Ziel Ihrer Kommission?

Ich bin in der Maturitätsarbeitskommission und das anfängliche Ziel war, den Prozess der Maturitätsarbeit überhaupt aufzugleisen. Dazu gehörte einerseits, sich zu überlegen, wie sich der zeitliche Ablauf gestaltet, was wir von den Schülerinnen und Schülern erwarten und wie wir sie und die betreuenden Lehrpersonen am besten begleiten und unterstützen können. Andererseits sorgen wir dafür, dass die Schülerinnen und Schüler die notwendigen Informationen haben und dass der ganze Ablauf geregelt ist.

Was ist die Idee der Maturitätsarbeit? Was sollen die Schülerinnen und Schüler dabei lernen?

Es ist das erste Mal, dass Sie in Form eines umfangreichen Projekts selbstständig arbeiten. Man muss eine eigene Fragestellung finden und diese passend eingrenzen. Gleichzeitig muss ein geeignetes Setting gesucht werden, das möglichst gut zum Thema passt. Die Arbeit kann in den Naturwissenschaften verortet sein, den Sprachen, Geisteswissenschaften etc. Der ganze Prozess wird von einer Lehrperson begleitet und unterstützt.

Ein zentraler Punkt ist, auf ein Resultat hinzuarbeiten. Das heisst, den roten Faden während der ganzen Zeit nicht zu verlieren und am Ende in der Präsentation eigentlich das, was man erreicht hat, adäquat zu vermitteln und zu präsentieren. In dieser Form so lange zu arbeiten, ist etwas ganz Neues und etwas ganz Wichtiges, da man dies später im Berufsleben und an den Hochschulen können muss.

Was sind Schwierigkeiten beim Verfassen einer Maturitätsarbeit?

Was ich am häufigsten erlebt habe, ist die Schwierigkeit, zuerst eine Frage zu finden und diese einzugrenzen. Die Themengebiete sind teilweise sehr weit und man muss sich auf etwas Wesentliches konzentrieren können und dieses eingrenzen können. Das Zweite, was ich häufig als Stolperstein beobachte, ist das Zeitmanagement. Dieses unterschätzen viele, vor allem in der letzten Arbeitsphase. Bei der Schlussphase muss man alle Errungenschaften, die man erreicht hat, in Worte fassen. Darum ist es ganz wichtig, dass man sich den zeitlichen Verlauf, besonders wenn man abhängig von externen Personen ist, überlegt und frühzeitig aufgleist.

Welche Qualitäten machen für Sie eine gute Maturitätsarbeit aus?

Ich finde Kreativität, gerade auch in meinem Fachbereich, sehr wichtig. Eigenständigkeit ist ebenfalls eine wichtige Qualität, da man dort merkt, wie selbständig die Person gearbeitet hat und ob sie sich getraut hat, auch einmal zu stolpern und daraus zu lernen. Was man aus seinen Informationen macht und wie mutig die Fragestellung gewählt wurde, ist für mich dabei auch ausschlaggebend.

Welchen wichtigen Rat würden Sie den Schülerinnen und Schülern mitgeben, die momentan die Maturitätsarbeit schreiben?

Wie vorher schon erwähnt, ist der Zeitaspekt ein wichtiger Punkt. Man muss sich überlegen, was privat läuft, was in der Schule bevorsteht und wo die Maturitätsarbeit in das Ganze hineinpasst. Dies kommt stark auf den Typ der Arbeit und die Abhängigkeit von anderen an. Ebenfalls wichtig ist, dass man bei der Recherche oder dem Experimentieren alles im Arbeitsjournal festhält. Vielen denken, sie werden sich auch später noch daran erinnern, aber vieles wird wieder vergessen.

Gab es innerhalb Ihrer Kommission zu gewissen Themen Meinungsunterschiede oder Diskussionen?

Wir haben sicher immer wieder Meinungsunterschiede, da wir auch von unterschiedlichen Schulen unterschiedliche Erfahrungen mitgenommen haben. Der Zeitplan der Maturitätsarbeit war dabei sicher ein Punkt. Manche Schulen wählen den Abgabetermin vor den Weihnachtsferien, andere nachher. Da wir eine neue Schule sind und diesen Vorgang zum ersten Mal durchführen, haben wir uns erlaubt, eine Möglichkeit einfach einmal auszuprobieren.

Auch wenn über KI-Chatbots viel diskutiert wurde, gingen unsere Meinungen dort weniger auseinander. Je nachdem, wie sich diese entwickeln, muss man sich überlegen, ob man den Rahmen der Maturitätsarbeit ändern muss oder ob ein anderer Teil stärker gewichtet wird. KI-Chatbots sind eigentlich ein neues Nachschlagewerk, ein intelligentes, was nicht nur schlecht ist. Gleichzeitig erfordert der Umgang damit viel Wissen, Sprachgefühl und kritisches Denken, um die Resultate der KI-Chatbots beurteilen zu können.

Warum haben Sie den Entscheid gefällt, den Abgabetermin der Maturitätsarbeit vor die Weihnachtsferien zu setzen?

Der eine Grund ist sicher die Entlastung der Schülerinnen und Schüler. Sonst wäre der ganze Stress, da es am Schluss der Maturitätsarbeit immer sehr anstrengend wird, in den Weihnachtsferien. Man fängt oft erst dann intensiv zu arbeiten, wenn es ernst wird. Der andere Grund ist, dass der nachfolgende Jahrgang im Januar oder Februar den Startschuss mit den Präsentationen hat. So konnten wir das Ganze ein bisschen zusammenbringen.

Das erste Jahr für Maturitätsarbeiten läuft bereits. Können Sie jetzt schon sagen, welche Anpassungen Sie für das nächste Jahr gerne vornehmen würden?

Aus meinem Bauchgefühl heraus würde ich die schriftliche Vereinbarung vom Anfang viel kürzer fassen. Ich habe das Gefühl, dass es ziemlich viel Verwirrung beim Unterschied dieser Vereinbarung und dem Grobkonzept gab. Bei der Vereinbarung musste schon früh viel Arbeit geleistet werden und viel überlegt werden, obwohl man die Zusage der Betreuungsperson noch gar nicht hatte. Ich würde diesen Prozess zukünftig weniger formal und kürzer gestalten, und die wichtigen Punkte im Grobkonzept aufnehmen. Der Prozess der Zusage als solcher war gut, aber ich würde die Vereinbarung dafür nicht so präzise gestalten. Die Beurteilungskriterien würde ich erst nach den Sommerferien besprechen, da der Fokus bei vielen Schülerinnen und Schülern dann noch auf der Vormatur liegt. Vieles wird sicher über die Sommerferien noch gemacht werden und dann wird die ganze Maturitätsarbeit auch noch konkreter. Mit dem wird es einfacher zu bestimmen, welcher Teil wie bewertet werden soll. Das wäre alles, was ich bis jetzt vom Umfeld mitbekommen habe.

Ist die Maturitätsarbeit ein Vorteil für das spätere Leben?

Ja, also ich denke schon. Die Maturitätsarbeit finde ich etwas sehr Gutes, da man schon einmal lernt, sich selbst zu arrangieren und vor allem sich zu organisieren. Man lernt, wie man all das Wissen und die Daten, welche man sich in dieser Zeit angeeignet hat, irgendwo geschickt und organisiert abzuspeichern. Ausserdem lernt man auch, wie man eine solche Arbeit schreibt. Das finde ich etwas absolut Wichtiges, da man das später überall braucht.

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